Experimental Theatre „Reaktorhalle“
Die „Hochschule für Musik und Theater München“ engagierte Hagemeyer-Architects für das von ihr zu beziehende Gebäude „Luisenstrasse 37a“ in München, besser bekannt als die „Reaktorhalle“, – inmitten des innerstädtischen Museums- und Universitätsareals, gleich hinter dem Königsplatz und neben dem Lenbachhaus.
Zur Nutzung durch die „Hochschule für Musik und Theater“ sollte im, aus der Frühzeit der Atomforschung in Deutschland stammenden, ehemaligen Gebäude des Münchner TH Institutes für Technische Physik, erbaut 1957, in der Randbebauung eine Lehrstätte für die Ausbildung von Schulmusik-Pädagogen und im Gebäudekern sowohl der frühere Haupthörsaal zum Konzertsaal für Neue-Musik, „Carl-Orff-Auditorium“, umgestaltet, als auch in der großen fensterlosen „Reaktorhalle“ eine experimentelle Publikums-Spielstätte für Oper, Konzert und Theater eingerichtet werden (für den Forschungsreaktor ist dort zwar 1957 eine Halle mit meterdicken Dampfbetonummantelungen entstanden, der Atomreaktor selbst wurde jedoch nie darin, sondern kurz darauf im separat in Garching erbauten „Atomei“ eingerichtet).
Eine Aufgabe, die neben den strukturellen und technischen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit den Bühnentechnikern, den Musikprofessoren, den Regisseuren, den Schauspielern und Sängern, der Hochschulverwaltung und den Studenten zu großem Erfolg geführt hat. – Obwohl oder gerade weil Hagemeyer-Architects neben der technischen Umsetzung den gestalterischer Einfluss bewusst reduziert hat: Er lag eher im Verhindern. Im Verhindern von gut gemeinten optischen „Verschlimmbesserungen“, z.B. Verkleidungen oder Übertünchungen des ruppig-rauen Beton-Erscheinungsbildes mitsamt der bühnentechnischen Einrichtung des Spielortes und im Verhindern von baulichen Einschränkungen in der Flexibilität für die zukünftigen Hochschul-Nutzungen und der szenischen Bespielbarkeiten.
Nicht nur die Bestuhlung, sondern auch die gesamten Tribünen sind vollkommen frei im Raum variabel. Die „Reaktorhalle“ hat daher weder eine festgeschriebene Aufteilung von Bühnen- und Publikumsbereichen, noch eine vordefinierte Spiel- und Blickausrichtung (und wurde bereits für die beiden ersten Inszenierungen mit L-förmig angeordneten Sitzreihen angepasst).
Sämtliche Hallenwände können mithilfe der eingebauten Bühnentechnik (feste Schienensysteme sowie elektrische Bandkulissenzüge unter den umlaufenden Arbeitsgalerien) mit Paneelen, Vorhängen etc. in die gewünschten Bühnenbilder mit einbezogen werden.
Ebenso kann durch die somit leicht veränderbaren Nachhallzeiten die Raumakustik an die jeweilige Nutzung angepasst werden: von sakralem Raumklang bis zu Sprechtheater. Die Galerien aus der Nutzungszeit als Experimentierhalle für Technische Physik sind funktional vollständig eingebunden und können ebenfalls bespielt oder vom Publikum genutzt werden.
Die Bühne selbst ist ganzflächig oder mit einzelnen Rasterelementen in der Höhe variabel und verfügt über eine geräumige Unterbühne, die ebenfalls bespielt werden kann. Ein Teil der Bühne ist als Orchestergraben hydraulisch absenkbar, wobei dieser zugleich als Instrumenten- oder Lastenaufzug genutzt wird.
Unter der Hallendecke ermöglichen fünf Kranbahnen (davon ist jede mit vier geräuschlosen elektrischen Bandzugeinheiten ausgestattet) sowie eine begehbare und unter der gesamten Hallendecke frei verfahrbare Arbeitsbrücke und zusätzliche umlaufende Technikgalerien große Flexibilität für Kulissen und Beleuchtung sowie hervorragende Arbeitsbedingungen.
Die gesamte Bühnentechnik kann mittels zweier tragbarer Funk-Steuerpulte von jedem Punkt der Halle aus bedient werden.
Die Regieplätze bieten durch Anbindung an ein separates Tonstudio die Voraussetzungen für professionelle Musikaufzeichnungen. Zusätzliche Ü-Wagenanbindungen ermöglichen TV- und Radioübertragungen auf hohem Niveau.
Eine neue Zu- und Abluftanlage sorgt geräuschlos für ein angenehmes Raumklima.
Auch das Foyer kann, Dank großer Flexibilität aller Einbauten und technischen Ausstattungen, voll bespielt werden: Als separate Aufführungsstätte oder eingebunden in die Inszenierungen der „Reaktorhalle“ selbst. Gleichzeitig dient es als Cafeteria für den Hochschulbetrieb.